Verabschiedung von Winfried Lichtscheidel

Kirchenmusiker Winfried Lichtscheidel verlässt die Pfarrgemeinde St. Martinus und Ludgerus nach fast 13 Jahren in Richtung Landsberg. Mit einer feierlichen Messe verabschiedete die Gemeinde den verdienten Organisten und Kantor

Fast 13 Jahre sind vergangen, seit Kantor Winfried Lichtscheidel seinen Dienst in Sendenhorst angetreten hat. Der 30-jährige Absolvent der Staatlichen Hochschule für Musik in Stuttgart trat damals in die Fußstapfen seines Vorgängers Benedikt Bonelli. Beiden Musikern ist gemeinsam, dass sie sich in besonderer Weise um die Kirchenmusik und die kulturelle Wertstellung der Stadt Sendenhorst verdient gemacht haben.

Mit seinem Weggang aus Westfalen tritt Lichtscheidel wieder in enorm große Fußstapfen, weshalb über seinen Wechsel an die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landsberg/Lech bereits im Vorfeld in der regionalen und überregionalen Presse zwischen München und Augsburg mit viel Aufmerksamkeit berichtet wurde. Denn sein Vorgänger Johannes Skudlik, der in 43-jähriger Tätigkeit der Stadt Landsberg zu internationalem Renommee als „Orgelstadt“ verholfen hat, hinterlässt ihm dort eine im Jahre 2003 umgebaute Orgel, die zu den bedeutendsten Instrumenten Europas zählt. Unter 25 Mitbewerbern konnte Winfried Lichtscheidel sich für seine neue Aufgabe qualifizieren, was seine außerordentliche Kompetenz deutlich unterstreicht. So stellte dann auch Pfarrer Clemens Lübbers die überragenden Fähigkeiten des scheidenden Organisten ins Zentrum seiner Predigt, als die Verabschiedungsfeier für Winfried Lichtscheidel mit einem Gottesdienst in der Albersloher Ludgeruskirche begann. Er betonte vor allem die tiefe Verbundenheit zum Glauben, die in Lichtscheidels Spiel immer aufs Neue zum Ausdruck kommt, lobte seine kreative und inspirierende Improvisationskunst und stellte ihn auf eine Stufe mit großen romantischen Improvisationskünstlern wie etwa César Fanck. Aber auch seine bereichernde Tätigkeit im Bereich der Chormusik, die sich in zahllosen liturgischen Einsätzen und großen Konzerten ausdrückte, fand besondere Anerkennung, wie auch die bleibende Hinterlassenschaft von Lichtscheidels Spielkunst in Form von einer ganzen Reihe bemerkenswerter CD-Produktionen. So erhielt seine Gesamteinspielung der zehn Orgelsymphonien von Charles Marie Widor sogar den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“. 

Die feierliche musikalische Gestaltung des Gottesdienstes verzichtet auf allzu großen musikalischen Pomp, sondern zeichnete sich vielmehr durch die stimmige und wertschätzende Einbindung musikalischer Weggefährten aus. So hatte ein aus dem Kirchenchor St. Martin und der Gruppe „Saitenwind“ gebildeter Chor genauso seinen Anteil daran wie auch die Choralschola. Zusammen mit Matthias Sauerland (Klarinette) musizierte Lichtscheidel noch einmal Konzertstücke, die im Orgelherbst bereits großen Anklang gefunden hatten. 

In der Realschule fand man sich dann zu einer gemütlichen Feier zusammen, in deren Rahmen von verschiedenen Seiten die Gelegenheit zur Verabschiedung genutzt wurde. Die Gruppe „Saitenwind“, geleitet von Agata Lichtscheidel, trug einige „Eigenarrangements“ vor, und die Vorsitzende Mechthild Bonse verband zahlreiche Liedtitel der Gruppe zu einer amüsanten Dankesrede, schilderte, wie die Gruppe „hinaus ins Weite“ geführt wurde oder „durch das Dunkel hindurch“.

Für den Förderverein „Freunde der Kirchenmusik“ dankte Heinz Braunsmann dem Organisten mit einer launigen Rede. Braunsmann, stellte dabei Lichtscheidels besondere Verdienste und Fähigkeiten im Umgang mit hochvirtuosen Orgelpartituren heraus: „Es gibt nicht viele Organisten in Deutschland, die so etwas spielen können. Auch nicht in Europa.“

Die Choralschola sorgte für viel Spaß mit einer gregorianischen Version des bekannten irischen Segensgrußes und eine Frauengruppe des Kirchenchores erntete mit einer akrobatisch-rhythmischen Überraschungsvorstellung viel begeistertes Gelächter in der gut gefüllten Aula. „Ich gehe mit eineinhalb weinenden Augen“, resümierte zum Schluss der Kantor selbst, und bedankte sich für die vielen schönen Jahre seiner Tätigkeit in Sendenhorst, die eine tief verwurzelte Verbundenheit zur Gemeinde habe wachsen lassen. (Artikel: Heinz Braunsmann)