Hoffentlich gibt es nie einen solchen Fall

„Es ist zentrales Anliegen der Kirche im Bistum, Kindern Jugendlichen und schutzbedürftigen Erwachsenen sichere Räume und vertrauensvolle Beziehungen zu bieten, in denen sie sich gut begleitet entfalten können“, heißt es im Vorwort des Institutionellen Schutzkonzeptes, das die Pfarrgemeinde St. Martinus und Ludgerus in den vergangenen Monaten erstellt hat.

Foto WN 21.02.20 Annette Metz

Entstanden ist dabei unter anderem ein Verhaltenskodex, dem sich nun alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter verpflichten sollen.
 „Ich wünsche mir nur eines: dass wir nie einen Fall haben. Dann hat sich die Arbeit gelohnt.“ Damit sprach Pastoralreferentin Eva Maria Jansen allen aus dem Herzen, die im vergangenen dreiviertel Jahr viel Engagement in die Erarbeitung eines „Institutionellen Schutzkonzeptes“ (ISK) investiert haben. Am Mittwoch fand diese Arbeit mit der Vorstellung des Konzeptes ein vorläufiges Ende. „Obwohl, eigentlich beginnt die Arbeit nun erst“, waren sich die Anwesenden einig, denn: „Wir hoffen, dass dieses Schutzkonzept nun auch gelebt wird“, erklärte Kirchenvorstandsmitglied Paul Watermann .
Damit sprach er nicht nur an, dass das Handlungskonzept für die Pfarrgemeinde St. Martinus und Ludgerus in der Zukunft durch genau vorgeschriebene Verwaltungsgrundlagen aktuell gehalten werden muss. Jeder, der ehrenamtlich oder hauptamtlich für die Gemeinde aktiv sei, müsse stets den Verhaltenskodex, der zum Schutz vor sexuellen Übergriffen erarbeitet worden sei, beachten und einhalten.
„Es ist zentrales Anliegen der Kirche im Bistum, Kindern Jugendlichen und schutzbedürftigen Erwachsenen sichere Räume und vertrauensvolle Beziehungen zu bieten, in denen sie sich gut begleitet entfalten können“, heißt es im Vorwort des ISK. „Nicht zuletzt die unvorstellbare Anzahl von bekannt gewordenen sexuellen Übergriffen, Misshandlungen und Grenzverletzungen auch in Einrichtungen der katholischen Kirche führte bundesweit zu Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt“, heißt es weiter. Jede Gemeinde wurde aufgefordert, individuell ein solches Schutzkonzept zu erstellen, erklärte Eva Maria Jansen. „Durch den Wechsel in der Pfarrerstelle hat sich das bei uns etwas verzögert, doch wir haben mit der Unterstützung von Doris Eberhardt, die als Präventionsfachkraft den Prozess begleitet hat, in relativ kurzer Zeit ein umfassendes Handlungskonzept erarbeitet.“
Mit einer Bestandsaufnahme war der Arbeitskreis in das Projekt eingestiegen. Alle kirchlichen Einrichtungen und Gruppen, Pfarreirat, Kirchenvorstand, Verbände und Eltern der Kommunionkinder, Küster, Kirchenmusiker, Gärtner und Pfarrsekretärinnen wurden über die Erstellung des Konzeptes informiert. „So haben wir die Menschen in der Gemeinde für das Thema sensibilisieren wollen“, erklärt Eva Maria Jansen die Überlegungen.
Im ISK ist nun festgeschrieben, nach welchen Richtlinien gehandelt wird. Dazu wird grundlegend die fachliche und persönliche Eignung der einzelnen Personen überprüft. Nicht nur hauptamtliche Mitarbeiter müssen demnach den Besuch von Präventionsschulungen nachweisen oder ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Gleiches gilt auch für die Ehrenamtlichen, die abhängig von ihrem Kontakt zu Kindern und Jugendlichen eine entsprechende Schulung absolvieren und gegebenenfalls auch ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen müssen.
Die nun folgende Arbeit am und mit dem Konzept umfasst viele weitere Details. Zwei Mal im Jahr wird beispielsweise Karin Pälmke kontrollieren, ob alle erforderlichen Unterlagen der Mitarbeitenden vorliegen. Es gibt Kummerkästen, deren Eingänge beachtet werden müssen. Zwei ehrenamtliche Präventionsfachkräfte – Andrea Kötter und Dr. Sebastian Waniek – wurden installiert, und ein ärztlicher Notdienst steht im evangelischen Krankenhaus in Hamm zur Verfügung.
Pfarrer Clemens Lübbers richtete am Mittwoch seinen Dank an die Runde. „Sie haben einen Austausch in die Gemeinde getragen, der in die Breite ging“, so Lübbers. Sein Dank ging namentlich auch an Eva Maria Jansen, die diesen Prozess federführend übernommen habe, als er selbst gerade erst in der Gemeinde angekommen sei.
Nun wird in einem weiteren Schritt die Gemeinde über das ISK informiert. Es wird am 7. und 8. März jeweils nach der Abendmesse Informationsveranstaltungen in Sendenhorst und Albersloh geben. Außerdem ist das Konzept mit Ansprechpartnern und Notfallnummern auf der Homepage der Gemeinde einzusehen.
Zu dem Kreis, der das „Institutionelle Schutzkonzept erarbeitet hat, gehören: Eva Maria Jansen (Pastoralreferentin), Petra Greiwe (Pfarreirat), Paul Watermann (Kirchenvorstand), Andrea Kötter (Kinderpflegerin), Karin Pälmke (Pfarrsekretärin), Brigitte Stasch (Verbundleitung der Kitas), Anne Thiemann (Staatsanwältin), Tanja Tiedeken (Pastoralreferentin und Schulseelsorgerin), Dr. Sebastian Waniek (Psychiater) und Margret Wilpert (Erzieherin).
(Bericht er Westfälischen Nachrichten vom 21.02.2020 - Frau Metz)