Frauenmahl in der Ludgerus-Kirche

Genuss für Geist und Gaumen

Platz für 96 Frauen boten die Tische in der Ludgerus-Kirche anlässlich des ersten Albersloher Frauenmahls. Die städtische Gleichstellungsbeauftragte hatte gemeinsam mit anderen Institutionen drei Rednerinnen eingeladen, die sich der Rolle der Frau in der Gesellschaft widmeten.

Von Christiane Husmann / Westfälische Nachrichten 11.10.2021

 

„Sehr geehrte Damen“, so begrüßte der einzige Herr die 96 Frauen, die an Tischen in der Ludgerus-Kirche Platz genommen hatten. „Ich freue mich wirklich sehr, dass hier Essen, Ausstellungen und andere Veranstaltungen stattfinden können“, versicherte Pfarrer Clemens Lübbers mit Blick auf den umgestalteten Kirchenraum, in dem das erste Albersloher Frauenmahl stattfinden sollte.

Zu den 96 Frauen zählte auch Katrin Reuscher, die sich mit einigen eröffnenden Worten an ihre Geschlechtsgenossinnen wandte. „Ich finde es gut, dass wir uns als Frauen mal feiern“, befand die Bürgermeisterin und wünschte „einen inspirierenden Abend“. Den sollten die Frauen in der Folge auch haben, denn die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Sendenhorst und ihre Unterstützerinnen hatten Rednerinnen eingeladen, die viel Fundiertes und Inspirierendes zum Thema „Frau in der Gesellschaft“ beizutragen wussten. „Was braucht es, und was gibt es schon, um hier auf dem Land auch als Frau ein selbstbestimmtes Leben führen zu können?“, stellte Bäcker eine Frage in den Raum, auf die die Rednerinnen verschiedene Antworten hatten.

Als Leiterin der Gleichstellungsabteilung im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW startete Diane Jägers. „Warten Sie nicht darauf wachgeküsst zu werden, sondern setzen Sie sich Ihre eigenen Ziele“, zitierte sie eine Kollegin und widmete sich noch immer gültigen, klischeebehafteten Rollenbildern. „Frauen können technische Berufe erlernen, Männer sind in der Erziehung wichtig“, mahnte Diane Jäger noch längst nicht geltende Selbstverständlichkeiten an und machte Mut: „Was ich mit meinem Leben mache, liegt in meiner Verantwortung – das bedarf mancher Diskussion, aber das ist es wert.“ Gleichstellungsbeauftragte Martina Bäcker stimmte zu und ergänzte mit Blick auf die Stadt Sendenhorst: „Wir sind eine kleine Kommune – ich sehe die Chance, hier passgenau etwas auf die Beine zu stellen.“

Prof. Dr. Dorothea Sattler vom Lehrstuhl für Ökumenische Theologie und Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster widmete sich thematisch dem Synodalen Weg. Auch sie begann ihre Rede mit einem Zitat: „Ich bin nach dem Tatschluss Gottes Adams fehlende Rippe, die sich zum Ganzen des Menschen bekennt, dass er nicht allein sei – Frau sein ist ein untröstliches Glück.“ Viele Frauen in der römisch-katholischen Kirche empfänden es so. Nachhaltig sei die Wirkungsgeschichte der biblischen Erzählung von ihrer Erschaffung der Eva, dem scheinbar nur zweiten Geschöpf. „Erst Adam, dann Eva – lange wissen wir schon, dass der biblische Text eine andere Botschaft verkündigen wollte als die, die aus ihr geworden ist.“

Als Expertin zum Thema „Frauen – Land – Zukunft“ erwies sich Gisela Kellner. Die stellvertretende Vorsitzende des Kreislandfrauenverbandes Warendorf warf einführend einen Blick auf die Leistungen der Frauen während der Corona-Pandemie: „Wir haben unsere Familien mit Toilettenpapier versorgt“, eröffnete sie augenzwinkernd, fuhr dann aber ernsthaft fort: „Wir haben Kindern das Lesen beigebracht, haben täglich einen Spagat hingelegt zwischen unserer Arbeit und der Versorgung unserer Lieben. Nicht selten galt es, Wogen zu glätten, den Familienfrieden zu erhalten, die Sorge um ältere Familienmitglieder zu stemmen – dafür haben wir einen großen Applaus verdient“, befand die Landfrau – und erhielt zustimmenden Beifall.

Die verschiedenen Sichtweisen der drei Rednerinnen inspirierten an den Tischen zu Gesprächen, die sich nicht nur, aber doch vorrangig dem Thema „Frau und ihre Rolle in der Gesellschaft“ widmeten. Gutes Essen, feiner Wein und die Musik eines Ensembles aus Flöten und Geige rundeten den Abend ab. Die Veranstalterinnen – die Stadt Sendenhorst, die KFD St. Ludgerus und die katholische Kirchengemeinde St. Martinus und Ludgerus mit ihren Kooperationspartnern, den Landfrauen Albersloh und der Evangelischen Kirchengemeinde Wolbeck/Albersloh – erhielten für die Organisation des ersten Albersloher Frauenmahls viel Applaus. Genau wie die jungen Damen der örtlichen Fahnengarde, die dafür gesorgt hatten, dass die Weingläser an den Tischen nicht trocken fielen.

Nachdem es Frauen gewesen waren, die den Abend mit Reden, Debatten und angeregter Unterhaltung verbracht hatten, meldete sich abschließend noch einmal Pfarrer Lübbers zu Wort. „Das ist doch eine Wiederholung wert“, befand er und erhielt von den Damen zustimmenden Applaus.