Acht Kitas helfen mit Möbeln und Spielzeug

Welch große Kreise spontane Hilfsbereitschaft ziehen kann, das hat Brigitte Stasch (M.), Verbundleiterin der katholischen Kitas, erfahren dürfen. Aus einer kleinen Idee ist ein großangelegter Hilfstransport geworden, an dem sich acht Kitas aus dem Kreis beteiligt haben. (Bericht von Nicole Evering / WN 30.09.2021)

„Ich bin einfach überwältigt, dass so viele Kollegen ganz schnell und unkompliziert ihre Unterstützung zugesagt haben“, blickt Brigitte Stasch zurück auf die vergangenen Tage, die angefüllt waren mit viel Organisation, mit unzähligen Mails und Telefonaten. Ihren Anfang hat die Aktion in der Vier-Türme-Stadt genommen. Ganz neu gebaut und erst vor wenigen Wochen eingeweiht worden ist dort die Kita St. Johannes am Teigelkamp. Klar, dass beim Umzug vom Südtor auch einige ältere Möbel ausrangiert worden waren. Doch wohin mit den Tischen, Stühlen und Wickelkommoden, die ja im Grunde noch gut erhalten und deshalb viel zu schade zum Entsorgen waren? Diese Frage trieb Brigitte Stasch um. Eine mögliche Antwort fand sie in der Berichterstattung der Westfälischen Nachrichten. Dass insbesondere auch Kindergärten und Schulen im Ahrtal arg von der Flutkatastrophe gebeutelt sind, hatte sie dort gelesen. Und dass es eine spezielle Spendenaktion der Westfälischen Nachrichten für sieben Einrichtungen vor Ort gibt. „Ob die unsere alten Möbel nicht vielleicht gut gebrauchen könnten?“, fragte sich Stasch. Der Kontakt zur Katholischen Kita gGmbH Koblenz war schnell geknüpft. „Doch nach einer ersten Rückmeldung, dass man bei Bedarf auf uns zukommen werde, kam erst einmal nichts mehr“, berichtet die Verbundleiterin. Beinahe hatte sie die Korrespondenz von Mitte August schon wieder vergessen. Dann jedoch, Mitte September, meldete sich das Büro aus Bad Neuenahr tatsächlich wieder bei ihr. „Sehr gerne wollte man die Möbelspenden annehmen“, schildert Brigitte Stasch. Der Bedarf sei sogar über das Angebot hinausgegangen, wurde in einem Gespräch deutlich. Kurzerhand hat die Sendenhorsterin danach Kontakt zu weiteren Kita-Verbünden im Umkreis aufgenommen und sie um Unterstützung gebeten. Und die Resonanz sei überwältigend gewesen. Acht Einrichtungen – darunter die Kita St. Lambertus aus Walstedde, die Kita St. Ludgerus aus Albersloh und die Kita St. Marien aus Sendenhorst – hätten sich mit einer ansprechenden Liste zurückgemeldet. Runde und eckige Tische, Schaumstoffbettchen und Regale, Schaukelpferde und Bollerwagen, Garderoben und ein Pavillon konnten gerne abgegeben werden. Doch wie dies alles runter ins Ahrtal transportieren? An dieser Stelle halfen die Freckenhorster Werkstätten weiter. Sie stellten einen Lkw zur Verfügung, und Mitarbeiter Georg Scheffer erklärte sich bereit, den Transport ehrenamtlich zu übernehmen. Am vergangenen Freitag war es dann soweit: Die Helfer in den Kitas standen parat, die günstigste Route durch den Kreis – von Albersloh und Sendenhorst über Ahlen und Beckum bis nach Enniger – war ausgearbeitet. Am frühen Morgen machten sich Scheffer und sein Arbeitskollege Falk Heckenkamp auf den Weg, um das Mobiliar einzusammeln. Heckenkamp ist parallel noch in anderer Mission unterwegs. Der gelernte Elektriker ist bereits für das privat organisierte Handwerkercamp Spessart im Ahrtal im Einsatz. Nun hatte er auf einen Aufruf der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) im Kreis Warendorf hin auch noch seine Expertise beim Einsammeln und Verteilen von gespendeten Elektrogeräten zur Verfügung gestellt. Diese wurden am Freitag ebenfalls mitgenommen. Am Ende fanden gar nicht alle gespendeten Dinge Platz in dem großen Wagen. „Doch Herr Scheffer ist bereit, noch ein zweites Mal alle weiteren Möbel nach Bad Neuenahr zu fahren“, freut sich Brigitte Stasch über dieses Engagement. Die erste Fuhre ist am Samstag dorthin gebracht worden. Und auch die Verbundleiterin wollte es sich nicht nehmen lassen, den Transport zu begleiten, um zu sehen, wo all die Sachen aus dem Kreis Warendorf am Ende landen. 

Gedacht sind die Spenden für die Kita Blandine-Merten-Haus, für die zunächst eine provisorische Zeltlösung auf dem Gelände des Haribo-Werks in der Gemeinde Grafschaft errichtet wird. Geplant ist, danach mit Containern zu arbeiten, bis das eigentliche Gebäude wieder bezugsfertig ist. „Doch am Freitagnachmittag erreichte uns die Nachricht, dass die Zelt-Kita noch nicht für den Einzug freigegeben werden konnte.“ Stattdessen sollte der Hilfstransport die Stadt Mendig und dort den stillgelegten Flugplatz ansteuern, wo die Möbel zwischengelagert werden sollen.

Beim Ausladen des Lkw hätten Feuerwehrmänner aus der Umgebung und eine Familie mitgeholfen, schildert Brigitte Stasch. Eva Gyurowath, bei der Kita gGmbH Koblenz zuständig für die Kitas im Kreis Ahrweiler, habe sich herzlich für die große Spendenbereitschaft bedankt. „Sie berichtete von der Situation vor Ort und vom großen Zusammenhalt der dort lebenden Menschen. Es ist besonders schlimm für die Kinder, die ihr Zuhause und ihre Kita verloren haben und nun auch schon seit fast zwei Jahren mit den Einschränkungen der Pandemie leben müssen. Die Erzieherinnen und Erzieher tun alles dafür, den Kindern auch in den Übergangsräumlichkeiten so viel seelischen Halt wie möglich zu geben und einen normalen Kita-Alltag zu leben“, berichtet Stasch von ihren Eindrücken. 

„Als ich am Samstagnachmittag auf dem Heimweg am Ortseingang von Bad Neuenahr angehalten habe, waren überall Bagger und Trecker unterwegs. Aus den Häusern waren die Geräusche von Bohrmaschinen und anderen Gerätschaften zu hören. Menschen gingen in Arbeitskleidung mit Schaufeln und Eimern zu ihren Einsatzorten. Ans Wochenende denkt dort niemand.“

Brigitte Stasch ist voller Hochachtung für den Einsatz und die Zuversicht der Menschen im Ahrtal. Und sie hofft, mit dem Hilfstransport zumindest einen kleinen Teil zur Verbesserung der Situation beigetragen zu haben. (Bericht aus der WN am 30.09.2021)