Die Mauer der Trauer, des Jammers und der Klage durchbrechen…

Über einige Jahre hinweg führte mich in meiner Zeit als Kaplan bei vielen Beerdigungen der Weg an einem Abzweig auf dem Friedhof vorbei, an dem auf einem Denkmal der Satz zu lesen war: „Nicht tot, sondern vorausgegangen.“

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Immer wieder hatte ich dieses Wort im Blick, wenn ich im Dienst als Priester eine Familie auf dem letzten Weg begleitet habe, den die Angehörigen und Freunde mit einem Menschen gehen mussten, der ihnen im Leben wichtig war. Durch diesen Satz mit nur vier Worten auf dem Denkmal wurde ich immer wieder an den Kern des christlichen Glaubens erinnert. „Nicht tot, sondern vorangegangen.“

 

Diese Hoffnung hat ihren Ursprung in dem, was Frauen vor 2000 Jahren erlebt haben. In tiefer Trauer und mit ihren Erinnerungen an einen Menschen, der ihnen viel bedeutet hatte und in den sie große Hoffnungen gesetzt hatten, waren diese Frauen aufgebrochen zum Grab eines Menschen, der in jungen Jahren den gewaltsamen Tod am Kreuz erlitten hatte. Die Hoffnungen der Frauen waren zerplatzt. Am leeren Grab wird ihnen von einer Lichtgestalt eine so unglaubliche Botschaft verkündet, dass sie nicht darüber reden wollen oder können. Erst Maria von Magdala ist bereit, das Unglaubliche zu glauben und zu verkünden: „Der Gekreuzigte lebt.“ Gott selbst hat in ihm eine neue Schöpfungsgeschichte begonnen. Jenseits von Gewalt, Unrecht und Tod wartet ein neues Leben auf den Menschen. Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus machen eine ähnliche Erfahrung. Beim Brechen des Brotes fallen alle Schranken. Sie erkennen den, dessen Tod sie auf dem Weg beklagt und bejammert hatten. „Der Gekreuzigte lebt.“ Gott hat in ihm eine neue Schöpfungsgeschichte begonnen.

 

Durch die Taufe werden seither Menschen in diese neue Schöpfungsgeschichte hineingetaucht und zum ewigen Leben mit Jesus Christus geboren. Denn auch über ihrem Leben steht durch die Gemeinschaft mit Christus die Hoffnungsbotschaft: „Nicht tot, sondern vorausgegangen.“

 

Der Weg, den wir als glaubende Menschen über die Kar- und Ostertage gemeinsam mit Jesus gehen, will uns jedes Jahr neu stärken in der Hoffnung, dass auch unser Leben unter dieser Zusage steht. Die Feier von Ostern lädt alle Christen dazu ein, die Mauer der Trauer, des Jammers und der Klage zu durchbrechen, weil Gott uns durch seinen Sohn Jesus Christus zum neuen Leben gerufen hat. Diese Hoffnungsbotschaft dürfen wir zum Osterfest neu auf uns und unser Leben hin hören und gleichzeitig mit Maria von Magdala, den Aposteln und den Emmausjüngern vor der Welt bekennen. Gott hat uns Anteil an seinem ewigen Leben geschenkt.

 

Im Namen des gesamten Seelsorgeteams wünsche ich allen Christen in der Pfarrgemeinde St. Martinus und Ludgerus, die diese Osterhoffnung gemeinsam mit den Christen in der weiten Welt feiern, ein frohes und gesegnetes Osterfest 2018.

 

Wilhelm Buddenkotte, Pfarrer